Der Pferdehals: Erhobenen Kopfes durch die Welt
Durch die Aufrichtung des Halses können sich Pferde sehr gut ausdrücken - zum Beispiel, um Gefahren anzukündigen oder Artgenossen zu Beeindrucken. Ein hoch erhobener Kopf mit nach oben gestrecktem Hals ist ein Zeichen hoher Aufmerksamkeit und auch Vorsicht. Das Pferd baut sich zu seiner vollen Größe auf, um eine Situation zu überblicken, weshalb beispielsweise auch Springpferde Kopf und Kehle vor einem Hindernis heben – sie können es so besser fixieren und einschätzen. Auch werden die Artgenossen durch eine solche Halspositur auf eventuelle Gefahren aufmerksam gemacht. Zusätzlich löst diese Haltung die Ausschüttung von Adrenalin aus, um den edlen Vierbeiner in einer von ihm als bedrohlich empfundenen Situation auf eine schnelle Flucht vorzubereiten. Der Puls beschleunigt sich und die Tiere werden kurzzeitig leistungsfähiger. Da diese Halshaltung die Adrenalinausschüttung automatisch bedingt, kann man aufgeregte Pferde beruhigen, indem man sie sanft und ohne Druck dazu bringt, die Kehle wieder sinken zu lassen.
Hengste zeigen beim Imponieren gegenüber Stuten oder anderen Hengsten von Natur aus eine als sehr ästhetisch empfundene Halshaltung: Sie erheben die Halswirbelsäule leicht und wölben dabei die Oberlinie des gesamten Halses auf, das Haupt wird mit der Nase an der Senkrechten getragen. Die Tiere wirken in dieser Position imposant und kräftig, was der Einschüchterung eines Kontrahenten bzw. dem Beeindrucken von Stuten dient. Die Kopf- und Halshaltung wirkt sich auch auf den restlichen Körper aus, da der Rücken ebenfalls aufgewölbt wird und die Hinterhand mit kräftigen Tritten unter den Schwerpunkt, also die Mitte des edlen Vierbeiners, kommt. Die jeweilige Gangart wirkt dadurch ausdrucksstark und schön, weshalb eben diese Haltung das erklärte Ziel der Versammlung unter dem Reiter ist. Dabei ist natürlich darauf zu achten, den Nasenrücken nicht hinter die Senkrechte zu ziehen und das Ross als Reiter in seinen schwungvollen und raumgreifenden Bewegungen nicht zu behindern.
Der Hals eines Pferdes gleicht einer komplexen Struktur mit mehr als 100 Muskeln sowie sieben Halswirbeln. Diese sieben Halswirbel verbinden sich zu einer S-Form vom Genick bis zum Widerrist. Dabei sind die oberen zwei etwas anders geformt als der Rest und helfen bei der Bewegung und Stützung des Hauptes. Die restlichen Fünf zählen zu den längsten Wirbeln im Körper des Pferdes.
Der typische Hals des Tieres verläuft leicht vertikal, was eine erhebliche Unterstützung durch die Muskeln erfordert. Folglich wird der größte Teil des oberen Halses nicht durch Knochen, sondern tatsächlich über Muskeln definiert. Insgesamt macht der Hals 6 % der Körpermasse eines edlen Vierbeiners aus. Ein System von großen, axialen Muskeln, stabilisiert das Ganze. Die Halswirbel sind besonders stark, aber gleichzeitig auch beweglich, was es Pferden einfach ermöglicht, Stöße zu absorbieren. Der Hals des edlen Vierbeiners beherbergt außerdem die Luft- und Speiseröhre, die Halsvene, viele Sehnen und Bänder sowie den Knorpel.
Der Hirschhals
Von einem Hirschhals spricht man, sofern die Muskeln an der Unterseite des Halses stark, jedoch die Muskeln an der Oberseite schwach ausgeprägt sind. Die Tendenz zu einem Hirschhals ist bei manchen Pferden angeboren, bei einigen wurde er angeritten - zum Beispiel durch ständiges Ziehen am Zügel während des Trainings. Dadurch verspannen sich die unteren Muskeln und werden hart.
Der Schwanenhals
Pferde mit Schwanenhälsen gibt es zwar bedingt durch die Züchtung kaum noch, dennoch handelt es sich hierbei um eine Form des Pferdehalses, bei der der höchste Punkt der zweite bzw. dritte Halswirbel ist. Da sie die Kehle oft seitlich verdrehen, ist es schwierig, die Pferde durch das Genick zu reiten.
Der Speckhals
Speckhälse sind kurz und kräftig mit zusätzlichem Fett am Mähnenkamm. Beim Speckhals ist die Muskulatur im oberen Halsbereich ist sehr stark ausgeprägt. Des weiteren ist die Kehle sehr dick.