Kommunikation bei Pferden

Pferde haben eine ganz eigene Art, ihren Mitmenschen und Artgenossen etwas mitzuteilen.

Pferde haben eine ganz eigene Art, ihren Mitmenschen und Artgenossen etwas mitzuteilen

Die Körpersprache der edlen Vierbeiner verstehen

Was versucht mir mein Pferd zu sagen?

„Man kann nicht nicht kommunizieren“ – damit hat der österreichische Psychologe Paul Watzlawick nicht nur auf menschlicher, sondern auch auf tierischer Ebene gekonnt ins Schwarze getroffen. Was dabei jedoch die große Herausforderung darstellt: Pferde kommunizieren mit uns genauso wie mit ihren Artgenossen. Oftmals interpretieren Menschen ihre Bewegungen allerdings falsch, weshalb die edlen Vierbeiner ihre Annäherungsversuche in der Regel wieder einstellen. Zeitgleich fassen die hochsensiblen Tiere unsere menschlichen Gesten wiederum falsch auf und reagieren entsprechend.

Damit zwischen Reiter und Pferd ein echtes Wir-Gefühl entsteht und Missverständnissen vorgebeugt werden kann, ist ein Überwinden von Kommunikationsbarrieren durch ein tiefes Verständnis der kleinen, aber feinen Gesten von großer Bedeutung. Wir erklären, wie man Pferdesprache richtig interpretiert und dadurch einiges über sein Tier lernen kann.

Rasche Bewegungen bedeuten Angriff

Der Rangniedere macht dem Ranghöheren auf der Weide Platz.

Pferde sind eigentlich eher leise Wesen, die sich hauptsächlich über die Körpersprache miteinander verständigen. Nur mit einer kleinen Berührung oder einem intensiven Blick senden die Fluchttiere bereits wichtige Nachrichten. Wenn sich ein Pferd einem Artgenossen auf der Koppel mit raschen Bewegungen annähert, bedeutet dies in der Regel „Angriff“. Der Rangniedere bewegt sich schließlich fort und macht dem Ranghöheren Platz. Da Menschen dazu tendieren, schnell auf die edlen Vierbeiner zuzugehen, denken Pferde oft, jemand möchte ihnen die Rangordnung streitig machen. Wer sich – im umgekehrten Fall – von seinem Vierbeiner vertreiben lässt, verliert hingegen den Respekt seines tierischen Partners.

Wer ein Pferd von der Koppel holt, sollte also stets mit langsamen Schritten und ruhigen Bewegungen auf das Tier zugehen. Ein leichtes Kraulen am Widerrist zeigt ihm, dass man freundlich gesinnt ist.

Gerüche können den edlen Vierbeinern sogar etwas über Emotionen und den Gesundheitszustand verraten.

Blicke sagen mehr als tausend Worte

Blickkontakt zwischen Menschen wird meist als ein positives Zeichen von Zuspruch oder Freundlichkeit gedeutet. Schaut man hingegen einem Pferd direkt in die Augen, wird das von ihm oftmals als Bedrohung oder Herausforderung wahrgenommen. Der Grund: Auch Raubtiere schauen ihrer Beute meist direkt in die Augen und fixieren sie. So bedeutet direkter Blickkontakt für die Vierbeiner so viel wie „Hau lieber ab“. Es ist also wichtig, sich Pferden ruhig und langsam zu nähern und ihnen dabei nicht direkt in die Augen zu schauen, sondern beispielsweise lieber auf die Schulter oder die Flanke.

Gezielte Pferdekommunikation kann jedoch auch bedeuten, sich die Körpersprache der Tiere in bestimmten Situationen zunutze zu machen. So kann man beispielsweise aufrecht vor einem edlen Vierbeiner stehen, ihm direkt in die Augen schauen und mit einem hörbaren Atmen verdeutlichen, dass er sich einem unterzuordnen hat. Wichtig dabei ist zu wissen, dass Pferde einem später nicht nachtragend sind. Anders als wir Menschen verstehen sie nämlich nur sogenannte „Sofortreaktionen“ und können später keine Zusammenhänge zu Situationen mehr schließen.

Sich „riechen“ können

Pferde können es praktisch riechen, sobald ein Mensch verunsichert ist oder Angst hat. Wer also lediglich vorgibt, selbstbewusst zu sein, wird die Vierbeiner davon nicht so leicht überzeugen können: Aufgrund ihres feinen Geruchssinns nehmen sie bestimmte Aromen und Düfte viel früher wahr als wir Menschen. Gerüche können den edlen Vierbeinern sogar etwas über Emotionen und den Gesundheitszustand verraten.

Richtig „hinhören“

Da Pferde ihre Ohren unabhängig voneinander bewegen können, ist es möglich, dass sie sich praktisch sowohl auf den Reiter als auch auf die Umwelt fokussieren können. Das sorgt bei ihnen manchmal aber auch für Unsicherheit darüber, auf welchen Reiz eigentlich reagiert werden soll.

Sind die Ohren beim Reiten nach hinten gerichtet, suggeriert dies eine Konzentration auf den Reiter. Sehr eng angelegte Ohren können jedoch ein Hinweis auf Aggression, Angst oder Stress sein. Entspannt ist das Pferd in der Regel, wenn die Ohren leicht nach hinten geneigt sind. Zur Seite geneigte Ohren sind wiederum ein Zeichen dafür, dass das Pferd döst oder gar gelangweilt ist.