Gerte und Sporen im richtigen Einsatz

Gerte und Sporen gehören bei den meisten Reitern zur Standardausrüstung, der Einsatz dieser Hilfsmittel sollte jedoch mit Bedacht geschehen. Wir erklären euch im folgenden Artikel, wie ihr Gerte und Sporen fair einsetzt.

Bartolo Messina beim Training

CAVALLUNA steht für Reiterei auf höchstem Niveau. Ob Freiheitsdressur, Trickreiten oder Hohe Schule – allen Reitweisen gemein ist eine enge und harmonische Bindung zwischen Pferd und Reiter, ebenso wie eine langjährige Ausbildung der Tiere. Dennoch erreichen uns immer wieder kritische Aussagen darüber, dass unsere Showreiter beispielsweise Gerte und Sporen in ihrer Arbeit mit den Pferden zum Einsatz bringen. Oftmals steckt dahinter die Sorge um das Wohl der Tiere und damit einhergehend die Frage nach ihrer Ausbildung. Diese Angst nehmen wir sehr ernst und wollen aus diesem Grund diese beiden Hilfsmittel und ihre Wirkung genauer beleuchten – denn sowohl Gerte also auch Sporen sind genau das: Hilfsmittel beim Reiten oder in der Bodenarbeit und dafür finden sie auch bei CAVALLUNA ihre Anwendung.

Freiheitsdressur von Sylvie Willms

Die Gerte

Die Gerte stellt einen verlängerten Arm oder die Verlängerung des Beines vom Reiter dar und hilft somit dabei, dem Pferd klare Signale zu geben, damit es weiß, was es tun soll. Sie dient also der Verdeutlichung und Verfeinerung der Hilfen beim Reiten und auch in der Bodenarbeit mit dem Pferd.

Wird die Gerte zum Beispiel hinter dem Schenkel eingesetzt, animiert sie das Pferd, weiter unterzutreten oder besser auf die seitwärtstreibende Schenkelhilfe zu reagieren. Die Gerte kann aber auch die Zügelhilfen verdeutlichen, indem sie sanft am Hals des Pferdes angelegt wird. So reitet beispielsweise Freiheitskünstlerin Sylvie Willms ihr Pferd ganz ohne Sattel und Trense und führt nur eine Gerte mit sich. Diese legt sie am Pferdehals an, um ihrem Pferd die Richtung zu weisen. In der Dressurarbeit werden die Pferde mit der Gerte „touchiert“, um ihnen das Signal zu geben, dass sie beispielsweise piaffieren sollen. Touchieren bedeutet hierbei, dass kurze Berührungen mit der Gerte auf die Kruppe des Pferdes gegeben werden, nicht aber zu stark eingewirkt wird.

In der Bodenarbeit wird in erster Linie die Kommunikation zwischen Pferd und Mensch geschult. Die Gerte dient hier als wichtiges Hilfsmittel um den inneren und äußeren Schenkel sowie den inneren und äußeren Zügel zu ersetzen. So nutzt auch Freiheitskünstler Bartolo Messina dieses Hilfsmittel für seine Arbeit und zeigt seinen Pferden damit aus der Nähe oder Ferne, welches Körperteil sie bewegen oder in welche Richtung sie laufen sollen. In der Freiheitsdressur lässt sich dem Pferd mit Hilfe der Gerte beispielsweise klar machen, in welchem Bereich es sich neben einem zu bewegen hat. So kann die Gerte vor den Pferdekopf gehalten werden, um dem Tier eine bildliche Begrenzung zu geben und es somit zum Stehen bringen oder es rückwärtszurichten. Geht die Gerte nach hinten Richtung Hinterhand, wird das Pferd zum Vorwärtsgehen aufgefordert.

Die Gerte kann tippen, in der Luft wedeln oder streichen, das Pferd leicht berühren oder wie eine Fliege kitzeln. Ihre genaue Funktionsweise hängt selbstverständlich von der Ausbildung und der Sensibilität des Pferdes ab. Sie dient in der Arena ebenso wie beim Training und der Ausbildung der Show-Pferde stets als Kommunikationsmittel.

Dressurkur von Filipe Fernandes

Die Sporen

Sporen gehören, wie die Gerte, für die Meisten Reiter ab einem bestimmten Niveau zur Grundausrüstung. Sie mögen für Laien zwar ungewöhnlich aussehen, sind es aber an den richtigen Füßen nicht. Die Sporen sind beim Reiten nicht zum Treiben gedacht, sondern ebenso wie die Gerte als feines Hilfsmittel anzusehen. Sie können fein und punktuell einwirken, genauer als ein Schenkel das schafft. Sie dienen also zur Verfeinerung der Schenkelhilfen.

Voraussetzung zur Nutzung der Sporen ist ein zarter, ruhiger Umgang mit einem sehr ruhigen Bein beim Reiten. Erfahrene Reiter, die ganz hohe Lektionen reiten wollen, wie unsere Reiter bei CAVALLUNA es tun, nutzen die Sporen, um deutlich feinere und punktuellere Signale zu geben, als der Fuß es tut. Durch das Berühren des Pferdebauches mit den Sporen, spannt das Pferd seine Bauchmuskulatur an. So kommt es im besten Fall dazu, dass zusätzlich der Rücken aufgewölbt wird, das Becken abkippt und die Hinterhand des Pferdes aktiviert wird -Grundvoraussetzung für die sogenannte Versammlung. Presst der Reiter jedoch permanent die Sporen in den Pferdebauch, so erhält er nicht den gewünschten Effekt einer aktiveren Hinterhand, sondern ein Pferd, das die Reiterhilfe nicht versteht und sich dieser Einwirkung mit aller Kraft entziehen möchte. Verwendet der Reiter die Sporen längerfristig auf diese Weise, kann das Pferd abstumpfen und somit die Hilfen nicht mehr annehmen. Besonders in der klassischen Dressur, wie sie bei CAVALLUNA eindrucksvoll von der Equipe um Filipe Fernandes präsentiert wird, ist die harmonische Verbindung zwischen Pferd und Reiter elementar wichtig. Die vielfältigen Reize in der Reitbahn erfordern eine punktgenaue und vertrauensvolle Kommunikation, die nur durch jahrelanges gemeinsames Training und eine sensible Hilfengebung erreicht werden kann.

Da die Pferde schon auf feinste Unterschiede reagieren, sollte die Hilfengebung mit den Sporen immer eine feine Hilfe, vergleichbar mit einem Streicheln, sein. Ist der Reiter dazu nicht in der Lage, die Hilfe so fein zu geben- oder hat ein unruhiges Bein, wie dies bei Reitanfängern meist der Fall ist, sollten auf keinen Fall Sporen eingesetzt werden.

Die Showpferde werden von ihren Equipen über Jahre hinweg ausgebildet, ebenso natürlich die Reiter. Eine Show wie CAVALLUNA kann nur funktionieren, wenn Reiter und Pferd harmonisch miteinander umgehen und sich gegenseitig vertrauen. Die Pferde müssen mit ihrer Konzentration ganz bei ihren Reitern oder Trainern sein, voller Freude an der Arbeit und dabei frei von Angst und jeglichem Druck. Nur so ist sowohl reiterlich als auch inszenatorisch eine solche Show möglich.

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