Rasante Stunts und Tricks bei CAVALLUNA: Interview mit Trickreiter Sasa Improta

Seit vielen Jahren versetzt Sasa das Publikum mit seinen waghalsigen Manövern in Staunen. Jetzt erzählt der Reiter im Interview mehr über seinen Job.

Woher kommst du ursprünglich und wann hattest du zum ersten Mal Kontakt mit Pferden?

Ich komme von Ischia, das ist eine Insel in der Nähe von Neapel in Italien. Ich war vier Jahre alt, als ich zum ersten Mal mit Pferden in Kontakt kam.

 

Wie und wann bist du zu CAVALLUNA gekommen?

Ich kam im Jahr 2016 zu CAVALLUNA. Als ich 12 Jahre alt war, war ich auf dem Salon du Cheval in Paris, zusammen mit Bartolo Messina. Wir hatten dort eine Show und Erik Hasta Luego, der Chef der Trickreiter-Equipe aus Südfrankreich, war auch dort. Er fragte Bartolo nach mir und Bartolo sagte zu ihm: „Das ist mein Neffe; wenn du willst, kann er zum Trickreiten zu CAVALLUNA kommen.“ Erik sagte: „Ja, das ist eine gute Idee, aber er ist noch zu jung dafür, wir müssen noch etwas warten.“ Drei Jahre später, als wir für eine Show in Rom waren, sagte Bartolo zu mir: „Morgen fährst du nicht mit uns nach Hause, sondern du fliegst nach Frankreich. Du trainierst mit Erik und trittst in seiner Show auf.“ Da war ich ungefähr 15 Jahre alt und habe  angefangen, Trickreiten in Frankreich zu trainieren. Ich war vorher schon ganz gut, weil ich zu Hause schon Tricks geübt hatte, seit ich fünf Jahre alt war. Ich hatte also Erfahrung, aber was mir noch fehlte, war die Technik. Im Jahr 2016 ging ich dann auf meine erste Tour bei CAVALLUNA.

Erzähl uns ein bisschen über das Trickreiten. Wie genau funktioniert die Disziplin und was ist die Gefahr dabei?

Trickreiten ist wirklich schwierig und gefährlich, für die Zuschauer muss es aber leicht aussehen. Wir machen Leichtathletik auf Pferden, deshalb brauchen sie ein sehr gutes Gleichgewicht und einen gleichmäßigen Galopp. Vor allem darf man keine Angst haben, denn die Tricks müssen sicher ausgeführt sein. Deshalb kann man Trickreiten auch nicht mit einem Pferd machen, das einen nicht kennt; es muss sehr großes Vertrauen zwischen Reiter und Pferd herrschen. Es gibt zwei verschiedene Arten des Trickreitens, einmal auf dem Zirkel und einmal auf einer geraden Linie. Die komplizierteste und schwierigste Art ist es, die Tricks im Zirkel zu machen, weil man gegen die Zentrifugalkraft kämpft, die einen nach außen drückt. Man muss also während des Tricks mehr Kraft aufwenden und ein besseres Gleichgewicht haben. Es ist auch spektakulärer, weil man im Zirkel mehr Zeit für Tricks hat.

 

Wie lange dauert es einen neuen Stunt zu lernen?

Das kommt auf das Pferd, die Tricks und den Trainer an. Ich habe mit dem Stehen auf dem Pferd angefangen. Ich erinnere mich noch, dass es ungefähr ein Jahr gedauert hat, bis ich in der Lage war, völlig frei zu stehen. Man muss sein Pferd so trainieren, dass es den Takt und den Rhythmus nicht verliert und dabei im großen Zirkel bleibt und nicht ausschert. Dann muss man versuchen, das Gleichgewicht zu halten und das dauert eine lange Zeit - manchmal auch länger als ein Jahr.

Wie lange arbeitest du schon mit deinem Pferd Shiva?

Seit fünf Jahren. Shiva ist aber nicht mein eigenes Pferd. Ich kann ihn wie mein eigenes Pferd behandeln, aber ich ziehe es vor, dass er in Frankreich bleibt, weil sich die Hasta Luego Academy um ihn kümmern kann. In Italien habe ich meine eigenen Pferde bei meinem Onkel Bartolo stehen.

 

Erzähl uns ein bisschen mehr über die Verbindung zu Shiva.

Wir wechseln die Pferde alle sieben oder acht Jahre, weil das Trickreiten für sie sehr anstrengend ist und sie sollen schlließlich keine Schäden davontragen. Selbstverständlich behalten wir die Pferde danach trotzdem und sie leben dann bei uns als Familienmitglieder. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als wir alle die Pferde wechseln mussten und Erik zehn neue Pferde für das Trickreiten kaufte. Sie waren alle Lusitanos und eines davon war Shiva. Ich musste mich zwischen einem schwarzen Pferd, das sehr schön war, und Shiva entscheiden. Alle sagten mir, ich solle das schwarze Pferd nehmen, aber irgendetwas in mir sagte mir, ich solle Shiva wählen. Manchmal war er sehr kompliziert. Er wollte nicht aus der Box raus und war im Umgang etwas schwierig, aber ich liebte es, mit diesem Pferd zu arbeiten. Deshalb habe ich mich letztendlich für ihn entschieden und ich glaube, er hat sich auch für mich entschieden. Es ist eine echte, wahre Beziehung zwischen uns.

Okay, die letzte Frage. Was bedeutet CAVALLUNA für dich?

CAVALLUNA ist mein Leben, denn ich bin bei jeder Tournee dabei. Die Tour wird für acht Monate jedes Jahr zu meinem Zuhause. Für einen Künstler ist es der beste Ort, an dem man sein kann. Man arbeitet mit anderen Menschen zusammen, die die gleiche Leidenschaft teilen. Manchmal ist es schwer, solche anspruchsvollen Shows zu machen, aber dafür sind wir einfach gemacht. Ich glaube, jeder Künstler, der hier ist, wurde für diese Art von Show geboren.

Die gesamte Crew ist wie eine große Familie. Ich denke, wenn man keine gute Beziehung zu den anderen Darstellern und Mitarbeitern hat, kann man keine gute Show machen, denn die Crew macht 50 Prozent der Show aus und wenn man ihr nicht vertraut und sie einem nicht vertraut oder es zu Konflikten kommt, kann man keine gute Arbeit leisten. Und nicht zu vergessen: Das Publikum! Wenn man auf der Bühne steht, das ist der Moment, den ich liebe. Es gibt keine andere Show auf der Welt, bei der du in die Arena gehst und so viele tausende Menschen sehen, was du und dein Pferd können. Du kannst dein Leben, deine Leidenschaft und deinen Beruf mit all diesen Menschen teilen. Das ist für mich das Größte.